Kapuziner in Mariabuchen
Es war im Jahre 1726, dass die Kapuziner Einzug in Maria Buchen hielten. Fürstbischof
Christoph von Hutten, der aus dem benachbarten Steinbach stammte, erlaubte erstmals
den Kapuzinern die Seelsorge am Wallfahrtsort. Seitdem kann man sich Maria Buchen
ohne Kapuziner gar nicht mehr denken. Sie lebten und wirkten dort, sie machten
Mariabuchen zu dem was es heute ist. Eine Oase der Stille, ein Zufluchtsort in schweren
Stunden. Ein Ort, wo man sich Kraft und Hilfe holt in guten und in schlechten
Zeiten. Auch für die Kapuziner gab es oft schwere Zeiten. Während der Säkularisation
mussten sie eine besonders schwere Zeit durchleben. Unter dem Druck von Napoleon
wurden 1803 alle Klöster aufgehoben. Man hat die Ordensleute verjagt, die Kirchen
und die Klöster geplündert. Gott sei Dank gab es in Maria Buchen von Seiten der
Bevölkerung großen Widerstand. Deshalb ließ man die Kapuziner hier, doch sie durften
keine jungen Leute aufnehmen.
Von 1824 bis 1849, 25 Jahre lang, lebte Bruder Ruppert , ein Laienbruder, allein im Kloster.
Er konnte zwar nicht verhindern, dass Kirche und Kloster geplündert wurden, doch
das Wichtigste konnte er durch seine Treue erhalten, das Gnadenbild und die Liebe der
Gläubigen zu ihrem Wallfahrtsort. 1849 konnten wieder junge Kapuziner ins Kloster
einziehen und die Wallfahrt nach Maria Buchen erlebte eine wahre Blütezeit. Aber
nicht nur die Säkularisation war für die Kapuziner eine schwere Zeit, auch die beiden
Weltkriege mussten sie mit vielen Entbehrungen durchstehen. Sie waren immer da, sie
waren immer bereit für die Sorgen und Nöte der Menschen, die an die Klosterpforte
klopften. Sie waren uns alle bekannt und vertraut. Der Bruder Koch, der Bruder
Gärtner, der Bruder Pförtner und die ehrwürdigen Patres.
Es sei mir erlaubt einige beim Namen zu nennen, an die ich mich besonders erinnere.
Da war der Pater Walter, der in den 60 er Jahren sonntags oft von meinem Vater nach
Halsbach und Wiesenfeld chauffiert wurde, weil er auch dort den Gottesdienst hielt. Oft
durfte ich meinen Vater begleiten. Später konnte man Pater Walter mit seiner Vespa,
mit wehender Kutte und Bart, forsch durch die Gegend fahren sehen. Er hat sicher bei
vielen Erinnerungen und Spuren hinterlassen. Sehr gut erinnere ich mich auch an den
Bruder Gärtner Gundolf, der im Herbst mit seinem Handwägelchen durch die Dörfer
fuhr und Lebensmittel zum Unterhalt der Kapuziner bettelte. Seine hohe Stimme klingt
heute noch in meinen Ohren.Dann kam ein junger, hübscher Pater nach Mariabuchen,
der es mir als Teenager besonders angetan hatte: Pater Arno. Traurig war ich, als er bald
wieder Maria Buchen verließ. Doch er kam wieder, zwar war er nicht mehr so schlank,
doch immer noch sehr eindrucksvoll. Er wurde für Maria Buchen eine Institution. Der
richtige Mann am rechten Ort. Weitblickend hat er Jahrzehnte lang die Geschicke am
Wallfahrtsort gelenkt. Für Maria Buchen hat er Geschichte geschrieben. Er lebt nun
schon über vierzig Jahre da. Ihm wird der Weggang am meisten schmerzen.
Da war noch ein ganz stiller und gütiger Pater den ich erwähnen möchte. Pater Josef,
früher nannte er sich Pater Patenius . Er gehörte, nachdem in Lohr das Kloster aufgelöst
wurde, zu Mariabuchen. Obwohl er gesundheitlich sehr angegriffen war, hielt er unermüdlich
Gottesdienste in der Wallfahrtskirche, aber auch in der Kapuzinerkirche in
Lohr. Eifrig saß er im Beichtstuhl ohne auf seine Gesundheit Rücksicht zu nehmen.
Nie war er unfreundlich. Er strahlte etwas von dem aus, was ich unter Heiligkeit verstehe.
An viele erinnere ich mich noch sehr gut: an Pater Optat, an Pater Franz-Maria,
an Pater Eckbert und natürlich an Pater Zeno. Aber auch an Bruder Jonathas, Bruder
Benno und Bruder August. Von einigen habe ich auch die Namen vergessen, doch bildlich
kann ich sie mir noch genau vorstellen.
276 Jahre haben ihre Spuren hinterlassen. Maria Buchen und die Kapuziner gehören
zusammen. Ihr Leben und ihr Wirken werden immer präsent sein.
Wir haben den Kapuzinern viel zu verdanken.
Sie müssen Maria Buchen verlassen, doch unsere Erinnerungen an sie, an so manche
Anekdote, die das Leben mit ihnen schrieb, kann uns niemand nehmen.
Klothilde Reichert, Lohr/ Sendelbach
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