Mariabuchen

 
 Geschichte und Hintergrund, volkskundliche Darstellung

 

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Die Wallfahrt in Maria Buchen zu Anfang des 18.Jahrhunderts

Fred G. Rausch hat auf die Weihe der Wallfahrtskirche Maria Buchen bei Lohr a. Main vor 300 Jahren am 29. Mai 1701 durch den Würzburger Weihbischof Stephan Weinberger (1667-1703) hingewiesen und ist auf die Vorläuferbauten der heutigen Wallfahrtskirche eingegangen. Er untersuchte unter anderem, ob die aus dem Legendentext des Kaiserlichen Bücherkommissars Valentin Leucht (1550-1619) aus dem Jahre 1591 errechnete Inventio Sanctae Mariae, also die wunderbare Auffindung des Gnadenbildes im Buchental, für das Jahr 1395 angenommen werden kann. Die ältesten Zeugnisse für den Gnadenort - die Wunderberichte in der Predigtliteratur der Gegenreformation und des Barock sowie der 1430/35 gewährte, jedoch nur in einer sehr späten Abschrift erhaltene Ablassbrief des Fürstbischofs Johann II. von Brunn (1411 bis 1440) - können demnach für eine mittelalterliche Marienwallfahrt im Buchental keine gesicherten Hinweise liefern. Wirkliche Belege für die Buchenwallfahrt gibt es erst in der Echterzeit (1573-1617). Die Aufzeichnungen des Laienvorsitzenden der Würzburger Bürgersodalität, Jakob Röder (ab 1612) sind die ältesten Belege für Wallfahrtsbetrieb im "Häuser Tal". Aber spätestens mit der Herrschaft der Schweden (1631-34) über die fränkischen Hochstifte Würzburg und Bamberg, die die Flucht des neu gewählten Fürstbischofs Franz von Hatzfeld (1631-1642) über Mainz nach Köln sowie eines Großteils der Kleriker aus dem Hochstift bedingten, wurde die Wiedererrichtung der katholischen Kultlandschaft in Mainfranken empfindlich gestört. Nach dem Friedensschluss von Osnabrück und Münster 1648, an dessen Zustandekommen der Mainzer und - in Personalunion - Würzburger Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn (1642 bis 1673) als Reichserzkanzler maßgeblich beteiligt war, brauchte das Land eine lange Phase der Revitalisierung. Die Friedensepoche nach dem Dreißigjährigen Krieg führte ab 1680/90 zu einem kulturellen und wirtschaftlichen Wiedererstarken in Deutschland, es begann die Zeit des Barock. Auch Maria Buchen hatte Anteil an diesem gestaltungsreichen und farbenfrohen Aufbruch. Fürstbischof Johannes Gottfried von Guttenberg (1684-1698) entschloss sich zu einem Neubau der Wallfahrtskirche im Buchental. Er starb noch vor der Fertigstellung der neuen Kirche, die am 29. Mai 1701 von Weihbischof Stephan Weinberger eingeweiht wurde. Zwischen 1679 und 1703 konsekrierte der Würzburger Weihbischof 45 Kirchen bzw. Kapellen und fast 400 Ältäre im Hochstift38.

Die Wallfahrt in Maria Buchen zu Anfang des 18. Jahrhunderts

Für die Wallfahrtsseelsorge in Maria Buchen wurde zu dieser Zeit (1701) in Steinfeld eine Kaplansstelle eingerichtet, damit sich Pfarrer und Kaplan in die inzwischen umfangreicher gewordene Betreuung der Wallfahrtskirche teilten. Die Haupttage der Wallfahrt in jenen Jahren werden die Tage gewesen sein, die der nach dem Dreißigjährigen Krieg als Pfarrer in Steinfeld und als Wallfahrtspfarrer für Maria Buchen amtierende Neustädter Benediktiner Christoph Wagner (1649 bis 1655) aufgeschrieben hat. Es ist auffällig, dass uns in Wagners Fassung des Ablassbriefes die Gottesmutter als Königin der Himmeln und nicht als die mater dolorosa begegnet, also die mit Jesus mitleidende Schmerzensmutter. Diese Denomination des Kultbildes findet auch ihre Entsprechung in den Altarpatrozinien, die Weihbischof Weinberger beim Weiheakt vom 29. Mai 1701 anlegte: Die Wallfahrtskirche widmete er der Glorreichen Jungfrau Maria; dem entsprach auch die Weihe des Hochaltars Zu Ehren der glorreichen Jungfrau Maria, dem heiligen Joseph sowie der Heiligen Joachim und Anna. Der Seitenaltar auf der Evangelienseite (heutiger Gnadenaltar) erhielt seine Weihe zu Ehren des Erzengels Michael und des heiligen Hieronymus. Den dritten Altar auf der Epistelseite weihte der Weihbischof zu Ehren des Heiligen Kreuzes Christi sowie der Heiligen Barbara und Catharina.

 

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