Mariabuchen

 
 Geschichte und Hintergrund, volkskundliche Darstellung

 

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Christi Himmelfahrt 1586 in Karlstadt

Wie schwierig es war, den alten Glauben und die katholische Kultpraxis wieder in der Bevölkerung zu verankern, zeigt ein Vorfall in Karlstadt im Jahre 1586, über den Weihbischof Eucharius Sang (1599-1620) im Jahre 1618 in einer Gedenkpredigt auf Julius Echter vor dessen Nachfolger Johann Gottfried von Aschhausen (1617- 1622) berichtete. Demnach mußte Echter täglich von neuem erfahren, dass das fromme Werk der Wiederherstellung der alten Religion und Frömmigkeit in seinem Hochstift nicht den erwarteten Verlauf nahm und deshalb hatte sich der Fürst entschlossen, die ganze Diözese zu visitieren31. In Karlstadt traf er auf die Bürger, die fast alle von der Seuche der Lutherischen Lehre befallen waren: Die Mitglieder des Rates gaben ein schlechtes Beispiel und weigerten sich, bei der Stadtprozession zu Christi Himmelfahrt den "Himmel " über dem Sakrament zu tragen. Sie bestärkten die übrigen in ihrem Starrsinn und ihrer Unfrömmigkeit... Aus der gesamten Bürgerschaft wurde kaum einer gesehen, der das Haupt und die Stimme zum Bekenntnis der alten Religion erhob, kaum einer bezeugte dem Allerheiligsten Sakrament Dienst und Verehrung, als es vom Priester durch die Straßen und über die öffentlichen Plätze getragen wurde... Kaum einer dachte daran, dass der ewige Vater seinen Sohn auf die Erde gesandt hatte mit dem Auftrag, dass Engel und Menschen ihn verehren sollten ... Durch diese Unwürdigkeit wurde der oberste Herr verärgert und als er einen erblickte, der vor allen anderen in besonders frevelhafter Weise an einem sehr hervorgehobenen Ort mit bedecktem Haupt stand, befahl er sofort - nicht wegen seiner selbst, sondern vielmehr wegen der Beleidigung unseres Erlösers - dem ihm am nächsten stehenden Unterbeamten, dass er dem Unverschämten und Unfrommen den Hut vom hochmütigen Kopf herunterschlage. Jener tat was ihm befohlen, vorher dennoch beklagend, dass dieser Übeltäter aus dem Rat sei. Sangs Schilderung verdeutlicht uns jedenfalls, welchen Stellenwert die Prozessions- und Wallfahrtsfrömmigkeit im Erscheinungsbild der alten Kirche hatte: Sie war einerseits das sichtbare öffentliche Bekenntnis des Glaubens an die fortwährende "wahre, wirkliche und wesenhafte Gegenwart Christi" im Sakrament. Zum anderen dokumentiert das "Visitationsereignis " aus dem Jahre 1586, dass es mit dieser Prozessionsfrömmigkeit in den ersten Jahrzehnten der Regierung Julius Echters im unmittelbaren Einzugsgebiet der Buchener Kapelle keine große Bewandtnis hatte.

 

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