Mariabuchen

 
 Geschichte und Hintergrund, volkskundliche Darstellung

 

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Die Wallfahrtskapelle von 1430/1435

Die meisten Autoren sehen die Jahre ab 1430 als die Zeit an, in der die erste Kapelle am Gnadenort Maria Buchen errichtet wurde. Über Stifter oder Bauherren der Buchenkapelle im 15. Jahrhundert haben wir aber keine Angaben. Die erste Nachricht über eine Kircheneinweihung ist erst für den 29. Juli 1461 überliefert und zwar in einem tagebuchähnlichen Kalendereintrag, also in keiner Urkunde, sondern in einem Hinweis, den der Wallfahrer Jakob Röder für sich persönlich aufschrieb. An diesem Tag soll demnach der Würzburger Weihbischof Johannes Hutter (1451- 1478) im Episkopat des Fürstbischofs Johann III. von Grumbach (1455-1466) die Buchener Kapelle eingeweiht haben. Der Würzburger Tuchscherermeister, Winzer und Heckenwirt Jakob Röder, deutscher Präses (Vorsitzender) der von den Jesuiten 1609 gegründeten und geförderten Würzburger Bürgersodalität, war ein eifriger Pilger und wallte seit 1599 alljährlich zum Heiligen Blut nach Walldürn, seit 1608 zog er jedes Jahr zur Gottesmutter nach Dettelbach, ab 1612 nach Maria Buchen und ab 1614 zum Kreuzberg. Von ihm ist die älteste Nachricht über die Kircheneinweihung in Maria Buchen.

Das Weihedatum nach Jakob Röder

Unter dem 16. Oktober 1618 schrieb er in seinen Kalender: Anno 1461 den 29. Juli ist unser lieben Fraw walfart capeln zu der Buchen das (erst) mal gebawt und geweicht, und den 16. dito verneurt und erweidert widerumb geweicht durch den hochwürdigen vatter herrn Euchariums Sang doctor und weichbischof zu Würrzburg26. Seine Information dürfte aus der bei den Würzburger Jesuiten im 17. Jahrhundert gepflegten Wallfahrtsforschung gekommen sein. Seine zahlreichen Wallfahrten sind begründet in seiner von den Jesuiten geprägten Spiritualität. Hans Dünninger (1926 - 1991) hat die 1609/10 aus dem Boden gestampften Marianischen Bürgersodalitäten einmal den Landsturm der Militia Christi genannt27. Und wir können gewiss sein, dass ihr Würzburger Gründungsvorsitzender Jakob Röder diesem Ignatianischen Ideal in jeder Hinsicht entsprach. Er begriff seine Wallfahrten wie seine tagebuchähnlichen Kalendereintragungen als Teil seines Apostolates und als Beitrag zur Rekatholisierung Mainfrankens.

Der Quellenwert unserer Nachrichten

Die quellenmäßig gesicherten Nachrichten über die Entstehung der Buchener Wallfahrt sind, wie wir gesehen haben, eher dünn. Nur die Abschrift einer in unserem Jahrhundert verbrannten angeblichen lateinischen Bischofsurkunde von 1430 und ihre wahrscheinlich in der Echterzeit entstandene deutsche Übersetzung in der Fassung des Benediktiners und zuständigen Ortspfarrers Christoph Wagner sowie die Hinweise auf Zahlungsverpflichtungen im Sendelbacher Weistum von 1444 können als belegbare Zeugnisse gelten. Und diese Zeugnisse kennen weder den Judenfrevel, noch berichten sie von einer großen Wallfahrt. In den Jahren der Reformation, als die Stadt Lohr und die Gemeinden im fränkischen Umkreis der Kapelle protestantisch waren, gibt es keine Nachrichten über das Kirchlein im abseits gelegenen Buchental im mainzisch-würzburgischen Grenzland. Erst in der Zeit der Rekatholisierungskampagne des aus dem mainzischen Mespelbrunn stammenden Würzburger Fürstbischofs Julius Echter (1573-1617) wird das fränkische Land wieder katholisch. Sein wichtigstes Instrument der Einflußnahme auf die Entwicklung der Gemeinden vor Ort war dabei die vom Trienter Konzil vorgeschriebene regelmäßige Visitation der gesamten Diözese, die alle zwei Jahre durch den Bischof oder seinen Beauftragten durchzuführen war. Dabei waren primär die fundamentalen Belange der Seelsorge, die Wahrung der rechten Lehre sowie die religiöse wie sittliche Besserung des Volkes die Merkpunkte der Visitatoren.

 

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