Mariabuchen

 
 Geschichte und Hintergrund, volkskundliche Darstellung

 

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Jakob Röders Wallfahrten und die Einweihung 1618 markieren den Neuanfang

Jakob Röders Wallfahrten und die Einweihung 1618 markieren den Neuanfang

Die Kalendereintragungen von Jakob Röder über seine ab 1612 alljährlichen Wallfahrten nach Maria Buchen lassen klar erkennen, dass er als Einzelpilger den Gnadenort aufsuchte und - wohl auch wegen seiner regionalen Herkunft aus Aschfeld (Gemeinde Eußenheim, Landkreis Main- Spessart) - persönliche Nähe zum Ort hatte. Interessant sind die Termine seiner Wallfahrt: In den Jahren 1612 bis 1615 war er jeweils Pfingstmontag in Maria Buchen, 1616 besuchte er am Dreifaltigkeitssonntag (eine Woche nach Pfingsten) die Wallfahrtsstätte und 1618 war er anläßlich der Neueinweihung der Kirche am 16. Oktober in Maria Buchen. Er war also immer an Tagen in Maria Buchen, an denen er für das Aufsuchen der Kapelle unter bestimmten Bedingungen einen Ablass gewinnen konnte. Da nur für die Jahre 1598 bis 1618 Aufzeichnungen Röders auf uns gekommen sind, er aber erst 1641 verstarb, dürfen wir annehmen, dass er auch in den Jahren bis zu seinem Tod die Gnadenmutter von Maria Buchen immer wieder aufsuchte. Über bedeutsamen Wallfahrtsbetrieb in Maria Buchen in der frühen Neuzeit haben wir keine Nachrichten. Die 1461 eingeweihte Kapelle scheint keine eigenständige Entwicklung genommen zu haben und die zuständigen Pfarrer von Steinfeld waren offensichtlich nicht sehr belastet durch ihre Verpflichtung, in dem kleinen Kirchlein an bestimmten Tagen Gottesdienste zu halten. Vielmehr gewinnen wir aus der Zusammenschau der Nachrichten, dass während der Reformationszeit die Kapelle in Vergessenheit geraten ist. Johannes Meier erwähnt in seiner Darstellung der "katholischen Erneuerung des Würzburger Landkapitels Karlstadt" aus den Visitationsakten von 1579 bis 1624 die Kapelle nicht. So heißt es im "Protokoll der Lokalvisitation" aus dem Jahre 1601 über die Pfarrei Steinfeld lediglich: Pfarrer Theobaldus Hillerus ist in seinem gottesdienst sehr vleißig; clagt gleichwoln, die untertanen wollen nit allerdings fleißig sein, sei doch aber kein mangel. Kirchen baufellig; clagen gottshauspflegere, das das gottshauß solche zu erbauen nit vermög. Pfarrhof ist alt, doch in zimlichen bau. Ornatus sufficiens34. Aus dem Jahre 1604 zitiert Alfons Ruf den Visitationsbericht für Steinfeld: Capelle zu Unser Lieben Frauen zur Buchen were zu renovieren, könde von dem opfer beschehn35. Der Bericht des Amtmannes von Rothenfels von 23. Juli 1608 vermittelt nach der Definition Buchen ist ein Wallfahrtskirchen nach Steinfellt gehörig den Eindruck, bei dem Kirchlein handelt es sich um eine wenig genutzte Kultstätte. In der Schlussphase der Herrschaft Julius Echters kommt es schließlich zu einer Erneuerung und Vergrößerung der Kapelle während der Jahre 1613 bis 1617 und Weihbischof Eucharius Sang weihte die wieder hergestellte Kapelle am 16. Oktober 1618, genau 13 Monate, nachdem Julius Echter in Würzburg verstorben war. Aber die Jahre des großen Konfessionskrieges, dessen Ausbruch durch den Fahnen- und Prozessionsstreit von Donauwörth befördert wurde, waren auf dem Territorium des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation nicht die Zeit, die eine (neue) Wallfahrt zum Erblühen bringt, auch wenn mit der Wunderlegende vom frevelnden Juden für sie geworben wurde. Zwar gibt es einzelne Wallfahrtsbelege, aber der Durchbruch läßt auf sich warten. Erst mit dem Frieden von Osnabrück und Münster, der den Dreißigjährigen Krieg beendete, begann in den katholischen Ländern eine neue Gründerzeit der Wallfahrts- und Prozessionsfrömmigkeit. Das gilt auch für Maria Buchen.

 

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