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Ein Brief von Gott

(Lk 2,1-7)

Die jungen Firmkatechetinnen waren enttäuscht: Die 14-15 jährigen Firmkandidaten waren durch nichts vom Hocker zu reißen. "Lahm, lahmer ..." stöhnte man wechselweise.
Dann hatte Annika in einer Vorbereitungsrunde den Geistesblitz, der Bewegung in das Ganze brachte: "Wir machen ihnen keine Vorwürfe. Das bringt ohnehin nichts. Wir geben ihnen einen `Brief von Gott´, der sie zum Nachdenken und Antwortgeben anregt."
Den `Brief von Gott´ hatten die Katecheten schnell fertig. Der Überraschungscoup beim nächsten Treffen gelang perfekt. Und "die Lahmen" bewegten doch wirklich ihre Herzen und Gedanken - und Kulis!
 
Direkt bei dir, 20.30.2002
 
Du wirst dich sicher wundern, dass ich dir schreibe. Ich will auch nicht lange um den heißen Brei herum reden.
Zur Zeit habe ich ein großes Problem, bei dem du mir vielleicht weiterhelfen kannst. Du musst nicht denken, dass ich nicht sehe, was auf der Welt los ist, und du kannst mir glauben: Ich trage oft schwer daran, weil ich euch über alles liebe.
Deshalb bin ich auch immer bei dir und versuche, mit dir zu sprechen, doch oft ist es so, als wenn ich vor einem Taubstummen stände, der auch noch blind ist. So bemühe ich mich, dir manchmal etwas durch deine Freunde zu sagen; doch du verstehst nicht. Das ist ganz schön schlimm, wenn man mit den Menschen, die man liebt, nicht reden kann, weil sie einen nicht hören. Dies mach mich traurig. Denn wie es mir ab und zu mit dir geht, so geht es mir mit vielen Menschen. Kannst du mir vielleicht sagen, warum ihr mich nicht erkennt und auf welche Weise ich den Kontakt zu euch wiederfinden kann? Antworte mir, bitte!
 
Dein Gott und Vater
 
Lieber Gott,
vielen Dank für deinen Brief. Ich glaube, das Problem liegt darin, dass wir dich in der Ferne suchen und nicht erkennen, dass du immer direkt bei uns bist und uns zur Seite stehst. Oft denken wir nicht an dich, so dass wir deine Zeichen oder Botschaften nicht erkennen können. Dann glauben wir am wenigsten, dass du dahinter stecken könntest. Ich denke, wir müssten mehr mit dem Bewusstsein leben, dass du immer bei uns bist. So würden wir dich besser hören und Kontakt zu dir aufnehmen. Dann könnten wir deine Zeichen erkennen. Halt die Ohren steif und lass dich nicht unterkriegen!
 
Lieber Gott,
 
na, wie geht´s? Wie steht´s? Ich weiß auch nicht, wie du den Kontakt zu uns wiederfinden kannst. Warum dich vielleicht viele nicht erkennen, liegt daran, dass viele glauben, keinen Gott zu brauchen, sondern dass ihnen andere Dinge wichtiger sind. Sie glauben vielleicht mehr an Geld oder ähnliches. Sie sind auch ohne Gott glücklich. Außerdem, was bringt es ihnen, an dich zu glauben? Man bekommt auch heute von klein auf beigebracht, dass es doof ist, an Gott zu glauben. In der Schule, vor Freunden, ist es den meist peinlich zuzugeben, dass sie an dich glauben. An Gott zu glauben ist einfach nicht "in".
Vielleicht solltest du sie mal wissen lassen, dass es auch noch wichtigeres als Geld oder so gibt. Du solltest ihnen mal einen Beweis deiner Existenz liefern, weil die meisten Menschen heute nicht mehr in der Lage sind, an etwas zu glauben, was sie nicht selbst gesehen haben.
 
Hallo, lieber Gott und Vater!
 
Erst einmal vielen Dank für deinen Brief. Er hat mich doch sehr überrascht. Ich hätte nie gedacht, dass es so schlimm um die Menschen steht; aber das liegt wohl daran, dass ich die Menschen um mich herum nur äußerlich sehe und nicht in ihre Gefühle blicken kann. Leider kann ich dir auf den ersten Teil deiner Frage nur eine pauschale Antwort geben. Es hat den Anschein, dass Gott und Religion einfach "out" sind. Kaum ein Jugendlicher geht mehr in die Kirche. Man hat andere Dinge zu tun. Kirche ist in den Augen vieler einfach Zeitverschwendung; und viele sehen die Kirche auch als veraltet an. Die Normen, die in der Bibel stehen, sind mittelalterlich. Es interessiert keinen, was dein Jesus vor 2000 Jahren gemacht oder nicht gemacht hat. Einige ältere Leute halten zu dir, weil sie es so gelernt haben. Welcher Jugendliche wird denn heute noch von seinen Eltern an die Kirche herangeführt? Ich sage dir: Allzu viele sind das nicht. Ich denke, du solltest dir ein neues Konzept ausdenken, das auf die heutige Situation passt. Vielleicht schaffst du es ja dann, mehr Menschen zu motivieren, an dich zu glauben und dir zu vertrauen.
Ich denke aber trotzdem, du wirst das schon machen. Ich bedanke mich noch einmal für deinen Denkanstoß und hoffe, ich habe ihn verstanden. Ich werde versuchen, offener meinen Mitmenschen gegenüber zu sein und ihnen Deine Zeichen verständlich zu vermitteln.

 

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