Mariabuchen

 
 Portal für Gebete und Texte  

 

zurück   zurück

Kinderbild (Meditation zum Sonnenaufgang)

Es ist ein erstaunlicher Vorgang:
Geben Sie einem Kind den Auftrag, es solle ein Bild malen. Wenn das Kind halbwegs seelisch gesund ist, wir es vielleicht ein Haus, einige Menschen malen, vielleicht einen Baum oder ein Tier und auf jeden Fall eine große, helle Sonne, meist noch mit einem freundlich lachenden Gesicht.

Ich bin kein Psychologe, doch ich erkläre mir das so:
Als wir noch ganz klein waren, so klein, dass wir uns dessen sicher nicht mehr bewußt erinnern, da haben sich unsere Eltern immer wieder über uns, unsere Wiege oder den Kinderwagen gebeugt. Sie haben uns angeschaut, mit uns geredet, sich an uns gefreut und mit uns gelacht. Es gibt wohl nichts selbstverständlicheres für gute Eltern, als dass sie sich über ihr Kind beugen, sich freuen, dass es da ist, es liebend anschauen, mit ihm sprechen und es anlachen. Diese Grunderfahrung geben die Kinderbilder wider. Darum gehört auf jedes Kinderbild eine freundlich lachende Sonne.

Warum ich das erzähle?
Ich glaube, dass sehr viele natürliche Vorgänge uns hinweisen wollen auf etwas, das auch seelisch passiert.
Wenn wir jetzt dabei an die Kinderbilder mit der Sonne denken, erinnern wir uns an die lachenden Eltern, die das Kind liebend anschauen.
Und genau so liebend, sogar noch viel wahrhaftiger und intensiver hat uns Gott angeschaut, als wir kleine Kinder waren. Und da bei Gott die Zeit aufgehoben ist, geschieht das heute, jetzt noch immer so. Gott schaut dich an, er schaut mich an. Er freut sich einfach, dass wir da sind. Er mag seine Kindern so sehr, dass er uns am liebsten in seine Arme nehmen, uns einen Kuß auf die Stirn geben und uns ganz fest drücken möchte.

Wenn heute früh die Sonne aufgeht, wenn sie unser Gesicht bescheint und erwärmt, dann wollen wir uns daran erinnern, wie wohl das tut, wenn wir liebend angeschaut werden.

Wir kennen das ja auch, wenn wir verliebt sind. Ständig wollen wir einander sehen, uns anhimmeln. Oder wenn Liebe allmählich reift, dann genügt oft genug ein bestimmter Blick, und ich weiß: Jetzt ist es gut. Ich bin angenommen und mit dem anderen vertraut.

Gehen wir so in den Tag hinein. Lassen wir uns bescheinen von der Sonne und von der Liebe Gottes zu uns. Und wir dürfen dabei sogar ein wenig nachhelfen, dem Lieben Gott ein Gesicht zu geben. Schauen wir auch einander heute mit großem Wohlwollen an. Der Liebe Gott wird bestimmt nicht eifersüchtig sein, wenn wir uns gegenseitig auf unser Bild des Tages eine große lachende Sonne malen.

 

> > > Zurück zum Anfang des Dokumentes