„Mutter Gottes bitte für meine Frau, unsere
Kinder, alle Angehörige, Verwandte und
Bekannte. Segne und begleite alle Menschen, die
dich um Hilfe bitten. Hilf auch mir in meinem
Anliegen.“
„Maria, ich bitte dich, mach, dass das nächste Jahr
für mich und meine Familie sich zum Guten wendet,
dass die Familie nie auseinander gerissen
wird und dass ich Erfolg mit allem habe. Bitte lass
uns nicht im Stich.“
„Danke, Mutter Gottes, dass du mir bei den
Schulaufgaben geholfen hast. Hilf mir auch
weiterhin. Danke, dass mein Papa eine Arbeitsstelle
in unserer Nähe gefunden hat.“
Fast jede Woche, am Montagabend nehmen wir ein besonderes Heft in die Hand.
Das ist das Fürbittbuch. Man kann dort unterschiedliche Anliegen lesen. Sie erzählen
von Leid, Not, Sorge, Kummer und manchmal von Dankbarkeit. Sie zeigen
einen Menschen in seiner Betroffenheit und lassen an seinem Leben teilnehmen.
Hat es Sinn, in so ein Heft etwas hineinzuschreiben oder ist es kindisch? Was tun
Sie, wenn Sie von Angst und Not erfüllt werden?
Menschen, auch Gläubige, verhalten sich sehr unterschiedlich in solchen
Situationen. Manche verdrängen und verschweigen ihre Not und unter Umständen
brechen sie mit der Zeit zusammen. Andere klagen und „beseufzen ihr Ungemach“
und vergrößern damit nur ihre Not. Es gibt aber auch welche, die seit eh und je (in
Mariabuchen seit über 600 Jahren) zu Gott kommen und vor ihm ihr Herz ausschütten.
Sie bringen dabei sehr oft die Mutter Gottes, Maria, mit ins Spiel. Sie
müssten es natürlich nicht, weil man mit Gott auch direkt sprechen kann. Aber es
ist phänomenal, dass die Menschen eben zu einer Mutter möchten; zur Mutter, die
sie in den Arm nimmt, die tröstet, den Schmerz vergessen und die Hoffnung
schöpfen lässt.
Viele Marienwallfahrtsorte beweisen es. Die Fürbittbücher – mit den Anliegen -
sind dafür stille Zeugen. Ich finde es nicht kindisch. Es ist nämlich für einen
Betroffenen sehr wichtig, sein Anliegen aufzuschreiben. Klar, Gott weiß es, noch
bevor es formuliert wurde. Aber es hilft dem Menschen sich bewusst zu machen,
was ihn eigentlich treibt und sein Leben ausmacht. Das Aufschreiben seiner
Betroffenheit hilft ihm, Klarheit über sich selbst, sein eigenes Leben zu gewinnen,
sowie über die Rolle, die Gott in seinem Leben spielt. Er bringt schwarz auf weiß– unzertrennlich – sein Leben mit Gott in Verbindung. Das Geschriebene stehtnämlich fest.
Oft, wenn ich diese Anliegen lese, fühle ich mich von ihnen sehr betroffen, werde
sprachlos und würde gerne helfen. Aber meistens ist es unmöglich. Es wird mir
bewusst, dass das Einzige, was mir möglich ist, das Gebet und Vertrauen ist, dass
Maria mich und die bittenden Menschen mit ihrer Fürbitte unterstützt.
Ob es hilft? Das bleibt Gott überlassen, aber es ist eine Tatsache, dass die
Menschen im Laufe der Geschichte schon mehrere Seiten mit ihren Anliegen
gefüllt haben und auf der anderen Seite geschrieben haben: „Maria hat geholfen“.
Es ist schön, dass unser Gnadenbild Maria mit ihrem toten Sohn auf dem Schoß
darstellt. Es macht sie zu einer glaubwürdigen Person. Sie macht Mut, vertrauensvoll
zu ihr zu kommen, denn sie kennt die Not. Als Schwester ist sie die verständnisvolle
Mitpilgerin auf den Straßen des Lebens. Als Mutter kann sie ans Herz
drücken und die Not lindern.
Liebe Wallfahrer und Freunde unseres Wallfahrtsortes Mariabuchen, Sie kennen
den Satz: „Drückt dich ein Weh, zur Mutter geh“. Es bringt die Erfahrungen vieler
Generationen auf den Punkt. Ich wünsche Ihnen, dass diese Erfahrungen in diesem
Wallfahrtsjahr auch Ihre werden mögen. Dass die Hoffnung, die dieser Satz
beinhaltet, Ihnen Kraft gibt, Ihr Leben zu meistern.
Im Namen der Franziskaner – Minoriten P. Paul Kusiak, Guardian.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch im Wallfahrtsjahr 2006.
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