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Paulusjahr 2008/2009
Phasen der Ermutigung und von Zeiten scheinbaren Stillstandes
geprägt. Fortschritte im geistlichen Sinn wird es nur geben, wenn
unser Vertrauen auf Gott mit einem nüchternen Wissen um uns
selbst verbunden ist. Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang
an eine Primizpredigt, die mit der Frage an den damaligen
Neupriester begann: „Bist du schwach genug?“ Dahinter steckt
kein Kokettieren mit den Grenzen und Defiziten der eigenen
Persönlichkeit, sondern das Spüren einer Spannung, die der
Apostel Paulus mit dem Satz beschreibt: „Wenn ich schwach bin,
dann bin ich stark“ (2 Kor 12,2). Das ist kein Widerspruch. Nur
wer Schwächen zugeben kann, bleibt demütig und wird gerade dadurch offen, um Hilfe
und Stärkung im Glauben anzunehmen. Wir alle sind beim Zusammenleben in der
Familie oder auch in einer Pfarrei auf gegenseitiges Tragen und Ertragen angewiesen. So
seltsam es klingt: Unsere Stärke wird sich immer auch darin zeigen, wie wir mit unseren
Schwächen aus dem Glauben heraus umgehen können. Glaubhaft sind wir dabei nur,
wenn wir unseren ganzen Lebensweg als Umkehrweg sehen. Denn nur dann können wir
die Kraft Gottes, die wir als verzeihende Barmherzigkeit und ermutigende Liebe an uns
selbst erfahren, anderen weiterschenken.
Deshalb wünsche ich uns allen, dass wir diese Spannung zwischen Schwachheit und
Kraft als einen spannenden Weg erfahren, der gewiss manche Überraschungen bringt,
aber auf dem wir immer wieder bereichernde Erfahrungen für uns und andere machen
dürfen.
Dr. Karl Hillenbrand, Würzburg
Generalvikar der Diözese Würzburg
Das Paulus - Los
Letztes Jahr am Pfarrfest 2008 fiel unser Festhochamt in Sendelbach genau auf den
29. Juni, den Eröffnungstag des Paulusjahres. Ministranten hatten aus diesem Anlass am
Ende der Messfeier den Mitfeiernden ein „Paulus – Los“ ziehen lassen, also ein Zitat aus
einem seiner Briefe, um über das Paulus – Jahr ein Leitwort oder Motto bei sich zu
haben oder einfach nur um das Andenken an diesen großen Völkerapostel wachzuhalten.
Manche der Leute, die dieses Anliegen nicht verstanden hatte, stellten danach die Frage:
„Wo kann ich denn dieses Los einlösen“? … „Was kann man da gewinnen“? Ein
Preisgeld ist mit solch einem Los natürlich nicht verbunden, aber trotzdem ist es ein
Gewinn, wenn wir es als persönliche Botschaft Gottes an uns verstehen. Ich selbst durfte
es mit meinem eigenen Los erfahren, das ich an besagtem Tag zog, es ist aus dem
Römerbrief und lautet:
„… wir rühmen uns ebenso unserer Bedrängnis; denn wir wissen: Bedrängnis
bewirkt Geduld, Geduld aber Bewährung, Bewährung Hoffnung. Die Hoffnung
aber lässt nicht zugrunde gehen; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere
Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist…“
Man ist natürlich immer in Gefahr, bei solchen „zufällig“ gezogenen Worten vieles zu
interpretieren und zu grübeln, was es denn nun für den Einzelnen persönlich bedeuten
könnte. Nun, mich hat mein Los getroffen, ich habe es noch heute an meinem
Schreibtisch stehen und schaue oft darauf, gerade wenn die angesprochenen Worte wie
„Bedrängnis“, „Geduld“ und „Hoffnung“ angefragt sind. Allgemein kann man sagen,
dass es Paulus in seiner rastlosen Verkündigung nicht nur um das Evangelium als Ganzes
ging, sondern um die Bildung der Herzen.
Kein Anliegen ist in unseren Tagen wichtiger als das! Reife, gefestigte Charaktere heranzubilden
ist in einem Zeitgeist der Beliebigkeit immer wichtiger. Und Begriffe wie
„Geduld“ werden dabei seltener, nicht nur im wirtschaftlichen, sondern auch im privaten
Leben. Apropos Wirtschaft, 2009 wird ein Jahr der Rezession, so wird prophezeit.
Das mag auch sein, trotzdem ist es ein Jahr der Hoffnung, in der uns Gott auch durch
diese Krisen seine Liebe zeigen wird, „…durch den Heiligen Geist, der uns gegeben
ist…“ ja wir sollen uns sogar dieser Bedrängnis „rühmen“. Wirtschaftskrisen sind
schlimm, doch schlimmer wäre es, über all dem das zu vergessen, was nicht nur die
Christen damals gestärkt und vor allem geformt hat: das Wissen um die Liebe Gottes,
ganz egal wie die Zeiten auch sein mögen.
Pfarrer
Christoph Dörringer
St. Josef-St. Jakobus, Lohr-Sendelbach
„Ohne sie geht gar nichts“ – Paulus und seine MitarbeiterInnen
„Ich empfehle euch unsere Schwester Phöbe, die Diakonin der Gemeinde von Kenchreä:
Nehmt sie im Namen des Herrn auf, wie es Heilige tun sollen, und steht ihr in jeder
Sache bei, in der sie euch braucht; sie selbst war Patronin für viele, darunter auch für
mich. Grüßt Priska und Aquila, meine Mitarbeiter in Christus Jesus, die für mich ihr
eigenes Leben aufs Spiel gesetzt haben; nicht allein ich, sondern alle Gemeinden der
Heiden sind ihnen dankbar. Grüßt auch die Gemeinde, die sich in ihrem Haus versammelt.
... Grüßt Maria, die für euch viel Mühe auf sich genommen hat. Grüßt Andronikus
und Junia, die zu meinem Volk gehören und mit mir zusammen im Gefängnis waren; sie
sind angesehene Apostel und haben sich schon vor mir zu Christus bekannt.“
(Röm 16,1-7)
Zu einer Zeit, die das Wort „Globalisierung“ noch nicht in ihrem Wortschatz hatte, war
Paulus bereits ein Weltbürger, ein Mensch, der viele Grenzen überschritten hat. Haben
Sie schon einmal eine Landkarte mit den Routen seiner Reisen angeschaut? Er war ein
Reisender zwischen Kontinenten, Ländern und Städten, aber mehr noch zwischen
Kulturen und Religionen, über gesellschaftliche und religiöse Konventionen hinweg.
Die Aufzählungen seiner vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Adressaten von
Briefen und Grüßen bezeugen dies, wie z.B. im Brief an die Christengemeinde in Rom.
Auch in weiteren Versen werden zahlreiche Frauen und Männer aufgezählt, die Paulus
dazu bewegte, ihre Charismen – so wie er selbst – in verschiedenen Tätigkeiten in den
Dienst der Sache Jesu zu stellen: die Leitung von Gemeinden und Gottesdiensten,
Verkündigung und Predigt, die Sorge um Arme und Schwache, die Unterstützung der
Mission mit finanziellen und persönlichen Mitteln, das Umherziehen und Weitertragen
der Frohen Botschaft trotz Gefahren, u.v.m.
Paulus wusste genau, dass er alleine auf verlorenem Posten stehen würde. Wo er hinkam,
gab es oft bereits engagierte Leute und er baute Netzwerke auf – damit wäre er auch
heute ein ganz moderner Stratege! Kriterium für Paulus war dabei nicht, ob Frau oder
Mann, verheiratet oder allein, ob gebildet oder einfach, frei oder Sklave, ... sondern ob
das innere Feuer brennt und es andere anstecken kann mit der Begeisterung für diese
neue Bewegung. „Traut euch!“ würde Paulus uns sicherlich predigen, „keine Angst!
Zeigt diesen Mut, diese innere Freiheit der ersten Christen, dieses Zutrauen in die bewegende
Kraft des Heiligen Geistes auch heute in eurer Welt! Auch und gerade durch die
Ausstrahlung eines Wallfahrtsortes wie Mariabuchen!“
Edith Fecher, Gemünden
Pastoralreferentin, Ehe- und Familienseelsorgerin in den
Dekanaten Karlstadt und Hammelburg
Umkehr des Hl. Paulus und meine Umkehr
Umkehr ist das ganz konkrete Ereignis im Leben eines
jeden Menschen. Sie ist ein ständiger Prozess. Sie ist etwas,
was notwendig und unaufhörlich ist. Wir können Umkehr
mit dem Essen vergleichen. Man kann weniger oder mehr
essen, aber ohne Essen geht es nicht. Man stirbt. Umkehr
ist auch verbunden mit Verzicht. Aber ich verzichte nicht
„auf etwas“, sondern „für etwas“ oder besser gesagt „für
jemand“. Umkehr, das ist Metanoia (gr.), d.h. Umwandlung
des alten Menschen in einen neuen Menschen.
Die Umkehr von Paulus beginnt vor Damaskus. Dort
macht er eine umwerfende, unbekannte Erfahrung: Gott
tritt in sein Leben. Es ist so stark, so massiv, dass es ihn umwirft und mit Blindheit
schlägt. Gott hat in sein Leben eingegriffen. Und darum hat das Treffen mit Christus vor
Damaskus fundamentale Bedeutung für die Theologie und das Leben von Paulus. Es ist
der tragende Grund für seine apostolische Lehre und alles Handeln bis zum Tod. Dieses
Treffen hat Paulus die Kraft gegeben, den Auferstandenen Herrn zu verkünden. Paulus
Umkehr dürfen wir als wunderbar, total und nützlich bezeichnen.
Wunderbar: Paulus war ein frommer Pharisäer. Er war überzeugt, dass Jesus ein
Gotteslästerer war. Er hat den Tod verdient und mit ihm alle seinen Jünger. Paulus war
auch bei dem Tod Hl. Stephanus: Und Saulus wütete immer noch mit Drohung und
Mord gegen die Jünger des Herrn.( Apg 9,1) Und so einen solchen frommen Juden und
Pharisäer beruft Jesus. Das ist wirklich ein Wunder.
Total: Die Umkehr von Paulus umfasst sein ganzes Herz, seine Gedanken und sein
Leben. In einem Moment sieht er ganz deutlich, dass der jüdische Glaube zu Jesus führt.
Als frommer Pharisäer hat er Jesus gehasst und ihn in seinen Gläubigen verfolgt. Nach
seiner Umkehr ist er ein ganz anderer Mensch, und das stiftet Verwirrung unter den
Juden. Jetzt ist Jesus Christus für ihn wahrer Sohn Gottes und für ihn will er die ganze
Welt gewinnen. Aus einem Pharisäer mit kleinem Herzen ist er Apostel für alle Völker
geworden.
Nützlich: Paulus ist Völkerapostel geworden. „Dieser Mann ist mein auserwähltes
Werkzeug. Er soll meinen Namen vor Völker und Könige und die Söhne Israels tragen“,
lesen wir in der Apostelgeschichte (Apg. 9, 15). Er hat viele christliche Gemeinden
gegründet. Über sich selbst sagt er, dass er Vieles geleistet hat. Und das ist eine Tatsache.
Darum wird sein Name immer mit dem Hl. Petrus verbunden, mit dem sie zwei Säulen
der Kirche darstellen. Beide sind für den Aufbau der Kirche durch Jesus berufen und
beide haben ihr Leben für diese Aufgabe geopfert.
Was zeigt uns die Umkehr von Paulus?
Zuerst ist zu sagen, dass Jesus Christus ihn gewonnen hat. Das heißt, Gott kämpft um
jeden von uns, und er will uns seine Liebe, Barmherzigkeit und Interesse zeigen. Wir
können immer neu anfangen, neue Menschen werden wie Paulus.
Aber was heißt es für uns konkret von Christus ergriffen zu sein?
Eine Antwort, welche die Echtheit unserer bleibenden Begeisterung für den Herrn aussagt,
ist recht einfach: „Einer trage des anderen Last“, wie es derselbe Völkerapostel
den Galatern ins Stammbuch schreibt. Wen trage ich mit? Dazu gehört unbedingt auch
die Frage: Wo und von wem werde ich in meinen Nöten mitgetragen?
Und noch eins: Ein von Christus ergriffener Mensch führt jenseits der konfessionellen
Unterschiede zusammen. Wäre es nicht auch im Sinn des Völkerapostels, der uns im
Blick auf das Geheimnis der Kirche das Bild vom Hausbau geschenkt hat, die in den
letzten Jahrzehnten erarbeiteten und gesammelten Übereinstimmungen verbindlich von
den Verantwortlichen zu „sichern“ als tragende, unverrückbare Fundamente?
Pater
Adalbert Chmielowiec
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Letzte Aktualisierung 01.04.2009
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